Ich bin ihn wirklich leid, diesen selbstgefälligen Pauschalautomatismus gegen „den Osten“ Deutschlands, wenn dort Menschenfeinde gegen Geflüchtete gewalttätig werden. Denn selbstverständlich gibt es auch in Frankfurt/Oder sehr viele Menschen, die Flüchtlingen helfen, obwohl dort kürzlich vier Flüchtlinge unter dem Beifall einiger Umstehender verprügelt wurden.
Anders als in vielen anderen Orten hat sich in Frankfurt/O. der Oberbürgermeister sofort und sehr eindeutig öffentlich geäußert, auf der Website der Stadt und in den Medien (z. B. hier):
„Die Stadt Frankfurt verurteilt jede Form ausländerfeindlicher Übergriffe, egal ob verbaler oder physischer Natur, auf das Schärfste.
Wir setzen uns ein für eine friedliche, demokratische und weltoffene Kultur in unserer Stadt und haben Null Toleranz bei fremdenfeindlichen und gewalttätigen Ausschreitungen Einzelner Unbelehrbarer“.
Die Stadt hat neben allgemeinen Informationen der Integrationsbeauftragten und weiteren Veröffentlichungen auf ihrer Website auch eine ausführliche Adressliste mit Hilfs- und Beratungsstellen für Migrant_innen veröffentlicht, die auch Geflüchteten Hilfe und Unterstützung anbieten.
Doch gibt es darüber hinaus weitere Hilfsmöglichkeiten, hier eine Auswahl:
- Der Verein „Vielfalt statt Einfalt“ wurde Anfang 2016 für sein Engagement mit dem Integrationspreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet. Denn seine Mitglieder engagieren sich auf kreative Weise und nachhaltig für die Geflüchteten in der Stadt. Sie geben den Geflüchteten z. B. regelmäßig Deutschunterricht. Sie führen Workshops in Schulen durch (Projekt 50 Millionen Flüchtlinge 50 Millionen Schicksale). Geflüchtete erzählen darin ihre eigene (Flucht-) Geschichte und bringen den Schüler_innen dadurch nahe, was Flucht für einen Menschen eigentlich genau bedeutet. Auf andere Weise, nämlich im Projekt „ver Flucht e Comics“, helfen sie mit Unterstützung zweier Geflüchteter Kindern dabei, die eigenen Vorurteile gegenüber Geflüchteten auf zeichnerische Weise zu überprüfen. Und sie bieten in Kooperation mit der Europauniversität Viadrina Weiterbildungsmöglichkeiten für Helfer_innen in Sachen Sprachvermittlung.
- Das Migrationsnetzwerk THINK bietet neben Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch auch Unterstützung bei der Förderung von interkultureller Kompetenz, bei der Sensibilisierung für Integrationsfragen, beim Abbau von Vorurteilen, der Förderung zur Selbsthilfe u. v. a. Auf seiner Facebook-Seite informiert das Netzwerk außerdem über alle möglichen Termine von der Spielstunde mit Spendenübergabe für geflüchtete Schulkinder, über eine mehrsprachige Stadtführung bis hin zu Fortbildungen und Konferenzen.
- Beim wöchentlichen Begegnungscafé gibt es neben Kuchen und Musik auch Spielemöglichkeiten und eine Kleiderkammer für Geflüchtete und ihre Unterstützer_innen.
- Die Solidargemeinschaft Geśpiew der Kultur hatte als Chor („Interchord“) begonnen und hat seitdem neben einem Repair Café auch die ZeitBankCzasu eingerichtet, die nach dem Tauschring-Prinzip funktioniert. D. h. alle Teilnehmer_innen, auch Geflüchtete, bringen sich mit dem ein, was sie können, von Transporthilfe über Dolmetschen bis zu Kleidersammlungen. Dabei muss eine Hilfe nicht sofort durch Geld oder eine Gegenhilfe ausgeglichen werden, sondern man sammelt auf dem ZeitBank-Konto Werte an, die man wieder „ausgeben“ kann, wenn man irgendwann selbst Hilfe benötigt. In einem viersprachigen Magazin (Deutsch, Englisch, Polnisch und Arabisch) beschreibt die Gemeinschaft ihre Aktivitäten.
- Die Studierenden aus dem Verbuendungshaus fforst veranstalten regelmäßig ein Café International, dessen Termine sie auch auf ihrer Facebook-Seite melden.
- Auf dem Portal HelpTo Frankfurt (Oder) können Helfer_innen sich außerdem anbieten oder zusätzliche Unterstützung in Form von Sach-, Zeit- oder Geldspenden suchen.