In Aachen gibt es zahlreiche unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. Was einige von ihnen erlebt haben, beschreibt das Magazin KingKalli so:
„Bis zu neun Monaten hat die Odyssee der Schützlinge von Anahid Younessi gedauert. In ihren Heimatländern und auch unterwegs haben die Jugendlichen dabei höchst traumatisierende Erlebnisse gemacht, haben die Ermordung von Familienmitgliedern erlebt und Freunde ertrinken sehen, es gab Angriffe auf ihr Leben, Boote wurden absichtlich zerstört und sie drohten zu ertrinken, sie sind teils missbraucht und misshandelt worden.
Genau deswegen ist es besonders schlimm, wenn die Jugendlichen hier nichts zu tun haben, nicht zur Schule können und sich nur im Hotel aufhalten. „Irgendwann liegen sie dann nur noch im Bett“, so Anahid Younessi. Manche entwickeln aufgrund der Traumata auch autoaggressives Verhalten und fangen an, sich selber zu verletzen, um den inneren Druck zu bewältigen. […]Problematisch ist aufgrund der großen Anzahl von Neuankömmlingen derzeit die Unterbringung. Alle zur Verfügung stehenden Plätze in Betreuungseinrichtungen sind belegt. 50 bis 60 Jugendliche sind deshalb noch in Hotels oder Jugendherbergen untergebracht, und ständig kommen neue hinzu, mehrere pro Woche in diesem Jahr.
Ein Mitglied des Aachener Integrationsrates war laut KingKalli selbst einst Flüchtling aus dem Iran und weiß, wie schlimm das Nichts-tun-Können für Flüchtlinge sein kann. Sie hat deshalb einiges für die Jugendlichen in Bewegung gesetzt: Fußballtraining, Sachspenden (Sportkleidung), Deutschunterricht, ein gemeinsamer Abend für Flüchtlingsfamilien und die Jugendlichen im Zentrum für Familien, und sogar einen Möbelbau-Workshop. Zu Letzterem wird eine der Workshop-Leiterinnen zitiert:
„Von einer Null-Bock-Stimmung, die wir in der Altersgruppe oft erleben, war hier überhaupt nichts zu spüren“
Und was, wenn die Jugendlichen eines Tages nicht mehr in der Obhut des Jugendamtes sind? Dazu mehr hier: Aachener Hände – Patenschaften für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge.