Dies ist wieder ein Beispiel von einer Person, die eine Idee hatte und sie einfach umsetzte. Ein Mitglied der Freien Turnerschaft Würzburg hat den Verein davon überzeugen können, Flüchtlingen eine kostenlose Nutzung des Sportprogrammes zu ermöglichen. Mittlerweile konnten dafür sogar Sponsor_innen gewonnen werden.
Auf der Projektwebsite von „Sport ohne Grenzen“ steht:
„Wenn man von Missständen in der heimischen Gesellschaft erfährt, hat man prinzipiell zwei Möglichkeiten, wie man darauf reagieren kann. Entweder man tut nichts, da man kein Problem mit dem Missstand hat oder weil man der Meinung ist, allein nichts ändern zu können; oder man macht Gebrauch von den Mitteln, die einem in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft zur Verfügung stehen und ändert etwas.“
Stephan Rinke beschloss, etwas zu ändern. Denn er hatte in einer Asylbewerber-Unterkunft gesehen, wie schlecht die Zustände sind und überlegte, wie er den Menschen das Leben etwas angenehmer machen könnte, sagt er in einem Beitrag von TV Bayern.
Zuerst führte er Vorgespräche innerhalb des Vereins, anschließend folgte eine Teilnahme an einem Workshop des „Lokalen Aktionsplans Würzburg“ und abschließend weitere Gespräche im Verein. Und im April 2014 konnte das Projekt „Sport ohne Grenzen“ beginnen. Mit Erfolg:
„Mittlerweile nehmen etwa zehn Asylbewerber regelmäßig an unserem Sportangebot teil, die meisten davon beim Fußball, wo die beiden ersten auch schon im Ligabetrieb aktiv sind. Das schöne am Sport ist, dass während des Spiels Christen, Moslems, Atheisten, etc. für die gleiche Mannschaft auflaufen können – und niemand stört sich daran.“
Im Gegenteil: der Verein Standpunkt, die Sparkasse Mainfranken, der Bayerische Landessportbund, Lotto Bayern, mehrere Einzelpersonen u. a. stellen diesem Projekt sogar Geld zur Verfügung, um die Mitgliedsbeiträge, Kosten für die Fahrt mit dem ÖPNV und die Sportausrüstung usw. zu decken.
Bekannt wurde das Projekt im Herbst 2014 durch einen senegalesischen Footballspieler der Freien Turnerschaft, der aufgrund der Residenzpflicht als Asylbewerber, an einem Auswärtsspiel seiner Mannschaft im keine 100 Kilometer entfernten Bamberg nicht teilnehmen durfte. Erst seitdem dies durch die bundesweite Presse ging (hier ein Bericht der taz), eine Online-Petition Wirbel verursachte und mehrere Prominente sich als Fürsprecher zeigten, darf er heute auch zu Auswärtsspielen mitfahren.
Während die Behörden, so die taz, schrieben:
„Bei einem Footballspiel liege der Schwerpunkt auf dem Freizeitwert und daher werde eine Verlassenserlaubnis ‚zur Vermeidung einer unbilligen Härte‘ nicht erteilt.“
ist außerhalb der Amtsstuben längst bekannt, dass Sport natürlich nicht nur Freizeitwert hat. Er hilft bei der Integration, und er ist eine gesunde Ablenkung vom nervenaufreibenden Alltag in den Flüchtlingsheimen, der meist nur aus Warten und Hoffen bestehen darf. Sport bietet einen Ausgleich, sowohl körperlich als auch psychisch, und er kann am Ende dazu beitragen, Konflikte oder gar Gewalt in den Unterkünften gar nicht erst entstehen zu lassen. Doch nicht nur das – Projekt-Initiator Rinke berichtet im TV-Bayern-Beitrag auch davon, dass so manches Vorurteil innerhalb des Vereins sich nun auch in Luft aufgelöst habe.