Refugee-Greeter – Stadtführung für Flüchtlinge

Häufig beschränkt sich die Hilfe für Flüchtlinge auf das Allernotwendigste: Unterkunft, Einkleidung, Verpflegung, Sprachvermittlung. Eine Idee, die auf andere, weniger vordergründige, aber dennoch wichtige Bedürfnisse eingeht, ist die der „Refugee-Greeter“, basierend auf dem Greeter-Konzept aus New York, wo schon seit den 1990er Jahren Einheimische die Gäste, Neuzugezogenen und Durchreisenden begrüßen und ihnen die schönsten und bedeutendsten Orte der Stadt und ihre Lieblingsplätze zeigen.

Auch in Deutschland gibt es „Greeter„, die solche Stadtführungen ehrenamtlich anbieten. Die Führungen sind kostenlos und die Gruppen sollten nicht größer als sechs Personen sein. Es sind keine Stadtführungen, wie man sie von Reisen kennt, wo ausgebildete Führer_innen ihr geballtes historisches Wissen weitergeben. Die Führungen basieren auf dem ganz persönlichen Blickwinkel der Führenden.

Dieses Konzept haben Julia Dombrowski und Markus Möller aus Siegen (s. a. #Heimkino und Wörterbücher sammeln) etwas angepasst, um nun Flüchtlingen ihre Stadt zu zeigen. Sie schreiben:

„Die Idee der „Refugee Greeter“ basiert auf dem Gedanken, dass die Ankunft in einer fremden Umgebung einfacher werden kann, wenn Einheimische sich Zeit für ein Willkommen nehmen und neue Nachbarinnen und Nachbarn herumführen und mit der Umgebung vertraut machen. Diejenigen, die die Neuankömmlinge willkommen heißen, können sich ganz auf deren Wünsche einstellen: Besteht Interesse an Einkaufsmöglichkeiten, Spielplätzen oder kulturellen Besonderheiten der Stadt? Wo kann man am besten spazieren gehen? Wo sind wichtige Adressen wie Bahnhof, Ämter, Post oder Kirchen/Moscheen?“

„[Jede Führung] wird sich in aller Regel daran orientieren, wie jeder von uns auch private Gäste mit der Stadt vertraut machen würde: Interessen werden erfragt, Sprachbarrieren dabei so gut es geht überwunden (dabei helfen Smartphones mit Google Translate ebenso wie instinktiver Einsatz von Händen und Füßen und oft einfach Englisch oder Französisch), daraufhin werden Routen und ein Tagesprogramm nach individuellen Vorlieben geplant.

Im Idealfall können die Greeter dabei nicht nur praktische Informationen und Hilfe bei der Orientierung, sondern auch deutsche Phrasen zur Verständigung vermitteln. Und am wichtigsten: Sie können den Menschen, die gerade erst neu in Siegen angekommen sind, das Gefühl geben, willkommen und gut aufgenommen zu sein.“

Das Refugee-Greeting-Konzept ist ideal für Menschen, die sich gut in ihrer Stadt auskennen, und die Flüchtlingen zwar gerne helfen wollen, aber nicht so viel Zeit investieren können. Wie Dombrowski und Möller schreiben, sind auch keine perfekten Englisch- oder Französisch-Sprachkenntnisse vonnöten.

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3 Gedanken zu „Refugee-Greeter – Stadtführung für Flüchtlinge“

  1. Tolle Idee! Leider kein Kommentar zu sehen… Also nicht gerade gut angekommen? Trotz so viele Menschen, die in Not geraten sind und unsere Hilfe und Beistand brauchen? Traurig. Traurig.

    • Liebe Frau Kaiser,

      vielen Dank für Ihren Kommentar! Ich denke nicht, dass die Tatsache, dass sonst niemand dieses Posting kommentiert hat, damit zu tun hat, dass die Idee nicht auf Begeisterung gestoßen ist. Auf Facebook z. B. gab es viele sehr positive Kommentare bei denen, die den Link geteilt haben. Aber diese Kommentare werden meistens nur dort gepostet, nicht in den Ursprungsblogs.

      Darüber hinaus ist dieser Blog ja eher ein Info-Portal als ein „echter“ Blog; sehr viele suchen hier etwas ganz Bestimmtes und gehen dann wieder, um die Idee (hoffentlich) gleich umzusetzen. Und so soll es ja im Grunde auch sein. Solange die Zugriffszahlen so hoch sind, mache ich mir da keine Gedanken … ;-)

      Herzliche Grüße
      Birte Vogel

      • Wir haben das übrigens letztes Jahr ein paar Mal in größerer Form gemacht, auch mit einem Bus des lokalen Verkehrsunternehmens. Ich wusste gar nicht, dass es diese Idee schon vorher gab. Schön, davon zu lesen.

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