Da neu angekommene Flüchtlinge nicht arbeiten dürfen, haben sich einige Menschen in Berlin gedacht, dass sie aber wenigstens berufs- bzw. ausbildungs-vorbereitende Praktika machen dürften, und gründeten deshalb die Initiative „Cucula„. Die teilnehmenden Flüchtlinge haben durch diese Initiative nicht nur eine Abwechslung in ihrem zehrend leeren Alltag, sondern, wie ZEIT Online berichtet, sie hoffen, sich ihre Aufenthaltsgenehmigung auf diese Weise erarbeiten zu können. Eine alte Dame, die die Anschubfinanzierung für Cucula geleistet hat, wird in dem Bericht so zitiert:
„Bödecker kann sich noch erinnern, wie Berlin nach dem Krieg Tausende von Flüchtlingen aufgenommen hat. Und nun sollen ein paar Hundert die Stadt überfordern? „Die wollen doch arbeiten“, sagt sie. Dass sie das nicht dürfen, hält sie für Irrsinn. „Was sollen die denn machen? Sich in Luft auflösen?“
Fünf Flüchtlinge lernen nun bei Cucula als „Ausbildungspraktikanten“ Möbel zu bauen, u. a. mit dem Holz der Boote, die vor Lampedusa gekentert sind. Es ist das Holz aus ihrer eigenen Flucht-Geschichte – so sind die Möbel nicht nur Gebrauchsgegenstände, sondern auch Symbol. Cucula beschreibt sich selbst auf seiner Website so:
„CUCULA ist Verein, Werkstatt und Schulprogramm. Für und mit Flüchtlingen in Berlin. Im Gegensatz zur theoretischen Debatte über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland, geht es den Initiatoren darum, eine pragmatische und unmittelbare Praxis des Handelns zu erproben, die nicht “für” sondern eben “gemeinsam mit” Flüchtlingen entsteht.
Als Modellprojekt möchte CUCULA Ausbildungsmöglichkeiten für Menschen bieten, für die sonst alle Türen geschlossen bleiben. CUCULA will eine Willkommenskultur schaffen, die Flüchtlinge dazu befähigt, sich aus der Stigmatisierung als „Opfer“ zu lösen, Selbstbewusstsein zu entwickeln und wieder Zuversicht in die Zukunft zu gewinnen.
Ankommen und an der eigenen Zukunft bauen, Selbstwirksamkeit erleben, statt verwaltet und abgeschoben zu werden, das sind die Motive des Projekts.“
Um nun aber nicht weiter nur auf eine einzige alte Dame in Sachen Finanzierung angewiesen zu sein, hat die Initiative bei Startnext eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Das Geld, so genug zusammenkäme, würde so genutzt:
„Bei Erreichen der Fundingschwelle von 70.000 € möchten wir fünf Ausbildungsstipendien für Flüchtlinge realisieren.
Dies entspricht 5 x 12.000 € als jährliche Lebenskostendeckungsgarantie gegenüber der Ausländerbehörde, zum Erhalt einer Aufenthaltserlaubnis zwecks Ausbildung. Die übrigen 10.000 € benötigen wir für Sozialleistungsabgaben, Anwaltskosten usw.
Bei Erreichen des Fundingsziels von 150.000 € ist unser absoluter Traum erfüllt. Dann wäre ein ganzes CUCULA-Betriebsjahr gesichert und wir können den Verkauf soweit ausbauen, so dass wir die nächsten Ausbildungsstipendien für das Folgejahr erwirtschaften können.“
Die Crowdfunding-Aktion läuft noch bis Ende Dezember 2014.