Dass auch viele Akademiker_innen vor Krieg, Gewalt und Hungersnot flüchten müssen, findet in der aktuellen Flüchtlingsdebatte keinen Platz. Da ihre Abschlüsse oft gar nicht oder erst nach Jahren anerkannt werden, haben geflüchtete Akademiker_innen kaum eine Chance auf eine ihrer Ausbildung gemäße Arbeit in Deutschland. Das Projekt aeWorldwide will dafür Brücken bauen.
Academic Experience Worldwide, gegründet von Studierenden aus Frankfurt am Main, will geflüchtete Akademiker_innen und Studierende zu „Tandems“ zusammenbringen, die einander auf Augenhöhe unterstützen und voneinander lernen können. Dazu schreibt mir ein Mitglied:
„ae Worldwide möchte drei Probleme gleichzeitig lösen:
– die fehlende Integration und die Entmenschlichung von Asylsuchenden in Deutschland,
– die Orientierungslosigkeit von jungen Studierenden in Deutschland,
– den Fachkräftemangel.Dafür bringen wir Studierende und fertig studierte Asylsuchende zusammen.“
Die unter den Geflüchteten in Frankfurt vertretenen Fachbereiche zeigen eine große Bandbreite: Logopädie, Botanik, Zahnmedizin, Herzchirurgie, Ökonomie, Architektur, Informatik, Mikrobiologie u. v. a. Um all dieses Wissen und Können nicht in irgendwelchen Hilfsjobs verkümmern lassen zu müssen, stellt die Gruppe Zweierteams zusammen, die einander in jeder Hinsicht fördern können – u. a. in der Hoffnung, dass die Job-Chancen für die asylsuchenden Akademiker_innen mit ihrer Hilfe steigen.
Über regelmäßige Zweiertreffen hinaus bietet aeWorldwide einen offenen Raum an, in dem sich alle Projektteilnehmer_innen und Interessierte austauschen können. Außerdem findet eine offene Sprechstunde statt, in der die Studierenden den geflüchteten Akademiker_innen in sprachlichen Dingen, bei bürokratischen Hürden und auch sonst mit Rat und Tat helfen.
Das Projekt war bereits für den Deutschen Engagementpreis und den Bürgerpreis der Stadt Frankfurt nominiert. Die Initiator_innen hoffen, dass sich das Frankfurter Pilotprojekt auch an anderen Universitäten etablieren wird.