Mit einer 1.000-köpfigen Lichterkette setzte Hannover für Paris und die Welt ein Zeichen, das aufgrund der Terrorwarnungen zum Fußball-Länderspiel GER-NED leider in den Medien unterging. Doch ganz selbstverständlich setzen die Menschen der Stadt auch ein Zeichen für Menschlichkeit durch vielfältige Hilfe für Flüchtlinge und eine gelebte Kultur des Willkommens.
„Hannover gibt mit dem Länderspiel und der Lichterkette ein klares Signal, dass wir durch Terror nicht unsere Freiheit, unser Zusammenleben und unsere Solidarität beeinträchtigen lassen. Nicht Lähmung und Angst, sondern Klarheit und Zeichen setzen sind die Antwort.“
Worte des Oberbürgermeisters von Hannover, Stefan Schostok – und wie groß die gelebte Kultur des Willkommens in Hannover tatsächlich ist, zeigt das vielfältige ehrenamtliche Engagement in der Stadt.
Diese Hilfen hatte ich hier schon früher erwähnt:
- das Engagement eines Ehepaars, das seine Mietwohnungen jetzt an Flüchtlinge vermietet,
- die Internationale Schule, die Flüchtlingskindern mit guter Bildung eine Alternative zur Hauptschule bietet, an die sie mangels Sprachkenntnissen verwiesen würden, und
- die Ärzt_innen der Malteser Migranten Medizin, die Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis behandeln.
Hier sind einige weitere Projekte, die exemplarisch für die Vielfalt der Hilfe in Hannover stehen:
- Unterstützerkreis Flüchtlingsunterkünfte: 2013 gegründet, hat der Unterstützerkreis Flüchtlingsunterkünfte unter der Schirmherrschaft von Doris Schröder-Köpf in 16 Stadtteilen Gruppen gebildet, die sich im direkten Umfeld der Unterkünfte um die Geflüchteten kümmern. Sie helfen den Neuankömmlingen bei der Orientierung in der Stadt, geben Deutschkurse und Nachhilfe, begleiten zu Terminen und sammeln (Sach-) Spenden. Sie organisieren u. a. ein Benefizkonzert, einen Flüchtlingschor, Schwimmunterricht, Schultüten, Schulranzen und vieles mehr.
- Aikido-Kurse: Aikido ist eine japanische Kampfkunst, deren Philosophie man gerade jetzt den Mächtigen dieser Welt empfehlen möchte: „Die Kraft des Angriffs, so das Prinzip, wird durch die Verteidigung immer wieder auf ihren Ursprung, also den Angreifer, zurückgeführt. Es gibt im Aikido aber keinen Wettkampf, nur ein Miteinander“, schreibt der Verein Kyushindo auf seiner Website. Er hat seit September 2015 seine Aikido-Kurse für Flüchtlinge geöffnet, die kostenlos mittrainieren können.
- In Vielfalt ankommen: Der Verein gEMiDe (gesellschaftliches Engagement von Migrant_innen und Deutschen) koordiniert seit dem Jahr 2000 das ehrenamtliche Engagement von Migrant_innen. Die Leiterin wurde für ihre Arbeit 2014 von Bundespräsident Gauck mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet. Das Projekt „In Vielfalt ankommen“ beschreibt sie mir so: „Im Mittelpunkt der Aktionen und der dort stattfindenden Interaktionen stehen der kompromisslose Respekt und der Blick auf die Ressourcen und Fähigkeiten der Neuzugewanderten. Im Dialog soll das Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten entstehen, das im Integrationssprozess benötigt wird. Inhalte sollen u.a. sein: Förderung der interkulturellen Kompetenz, mitteleuropäische Werte u. Normen verstehen lernen, Gemeinsamkeiten entdecken, Grundlagenvermittlung im Ausländerrecht, Erwerb von Grundkenntnissen interkultureller Beratungsstellen in Hannover, Vorurteile und Missverständnisse frühzeitig erkennen und entkräften. Neuzugewanderte werden aktiv in die Themenfindung einbezogen.“
Der Verein, heute unter der Trägerschaft des „Bundes türkisch-europäischer UnternehmerInnen“, setzt sich auch spezifisch für Mädchen und Frauen ein – u. a. durch Angebote im Bereich Bildung und Sport (z. B. Frauenfußball). - Du bist willkommen: Die Gruppe „Du bist willkommen“ hat sich u. a. zur Vermittlung von Willkommenspat_innen gebildet sowie für Freizeitaktivitäten wie Sport, Spaziergänge, die Stadt kennenzulernen, Museumsbesuche oder kreative Arbeiten (z. B. Hocker bauen). Sie informiert auf Facebook über aktuelle Termine und erhielt für ihr Engagement bereits eine große Geldspende von einem lokalen Transportunternehmen.
- Hannover 96 lädt Flüchtlinge ein: Die Fans des Fußball-Bundesligisten Hannover 96 haben 1.200 Flüchtlinge ins Stadion eingeladen, um die Geschichte des Vereins kennenzulernen und ein Ligaspiel mitzuerleben.
- Happy Box: In Hannover entstanden, breitet sich die Aktion „Happy Box“ auf einige andere Städte aus. Grundlage ist das Verpacken von Geschenken in einem Karton. Zu bedenken gebe ich hier allerdings, dass diese Geschenke nicht individuell auf eine bestimmte Person zugeschnitten, sondern nach Altersgruppen geordnet allgemein als Willkommenszeichen gedacht sind (s. dazu auch meinen Beitrag zum Thema Weihnachtsgeschenke im Schuhkarton).
Wenn Sie sich darüber hinaus in Hannover engagieren möchten, dann können Sie auf der Website Hannover hilft! jede Menge Möglichkeiten in Hannover und Umgebung finden, um Zeit, Gegenstände oder Geld zu spenden.