Mit einem von der Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“ initiierten Runden Tisch im September 2014 begann es, und heute, wo eine Erstaufnahmeeinrichtung für ca. 1.700 Flüchtlinge entstehen soll, gibt es bereits 100 Helfer_innen, die sich in Zossen auch nach dem Brandanschlag im Mai 2015 für Flüchtlinge einsetzen.
Die „Flüchtlingshilfe Zossen“, mit dem Zusatz „Ja zur Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf“ auf ihrer Facebook-Seite, ist durchaus auch als Gegenbewegung zu der hiesigen „Nein zur Erstaufnahmeeinrichtung“-Gruppe zu sehen. Diese ist eine von vielen deutschlandweit, die sich, angetrieben von rechtsextremer Propaganda, vollkommen faktenbefreit und mit unerklärlichem Hass gegen Flüchtlinge stellen.
Umso wichtiger, dass die Initiative nicht nur den Flüchtlingen in der Stadt hilft, sondern auch Öffentlichkeitsarbeit macht, um die Bevölkerung durch Fakten und menschlichen Kontakt aufzuklären. Und dies tut sie auf kreative Weise: durch einen monatlichen Info-Stand auf dem regionalen Kraut- und Rübenmarkt. Ein Mitglied der Initiative schreibt mir:
„[Den Markt] nutzen wir, um mit einem Stand Präsenz zu zeigen. Ehemalige Zuflucht Suchende präsentieren ihre Heimat mit Bildern und einem typischen Essen. Außerdem stehen sie für Gespräche zur Verfügung.“
Der Runde Tisch besteht weiterhin, um grundsätzliche Themen abzustimmen, Informationen auszutauschen und Aufgaben zu delegieren. Die „Flüchtlingshilfe Zossen“ wurde mittlerweile in 12 Teams mit unterschiedlichen Arbeitsbereichen eingeteilt (Deutschunterricht, Spielnachmittage, Kinderbetreuung, Kleiderspenden, Fahrradwerkstatt u. a.), und Teamleiter_innen koordinieren die Arbeit in regelmäßigen Treffen. Ein wöchtenliches Integrationscafé ermöglicht den persönlichen Kontakt zwischen Flüchtlingen und Menschen aus Zossen.
Die Motivation wird aus der Selbstbeschreibung der Initiative klar:
„Die Menschen, die in diesen Tagen in Deutschland Zuflucht suchen, haben für uns oft Unvorstellbares durchgemacht. Nun wollen sie bei uns leben, suchen Arbeit, Zukunft für ihre Kinder und Frieden.
Dass auch wir Zossener Bürger den Flüchtlingen und Asylsuchenden bei ihren ersten Schritten in einer völlig fremden Umgebung zur Seite stehen, ist selbstverständlich.“
„Mit Patenschaften, mit Sprachunterricht, mit Spenden, und immer auch mit einem Lächeln und einem freundlichen „Guten Tag“ gegenüber den Flüchtlingen, die schon in Zossen ein Zuhause gefunden haben.“
Inzwischen hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) eine Kleiderannahmestelle eingerichtet, lässt die Bürgermeisterin auf ihrer Website vermelden und will selbst demnächst:
„erste Gesprächsrunden mit den Helfern einberufen, in denen thematisch geordnet bereits konkrete Aufgaben verteilt werden sollen. […] Sie sieht das Rathaus in der Pflicht und in der Verantwortung, Flüchtlingshilfe vor Ort gut und effektiv zu organisieren.“
Informationen für Ehrenamtliche inkl. Ansprechpartner_innen hat der Landkreis Teltow-Fläming auf seiner Website zusammengetragen. Der Landkreis selbst wird demnächst ebenfalls einen Runden Tisch zum Thema Flüchtlingshilfe durchführen.