Flüchtlingen helfen – so gelingt das

„Wir schaffen das!“, sagte Angela Merkel, und tagtäglich beweisen die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe, dass die Bundeskanzlerin recht hat. Und doch wird der Satz permanent hinterfragt, von Rechtsextremen, von verfrüht wahlkämpfenden Politiker_innen, aber auch von Ehrenamtlichen selbst. Wie es klappen kann, dieses „Wir schaffen das!“, zeigt das Buch „Refugees welcome!“ des ehrenamtlichen Helfers Mathis Oberhof.

Beim Lesen des Buches wird eines sehr schnell deutlich. Dass wir das schaffen, hängt von wenigen, aber entscheidenden Faktoren ab:

  1. von Ehrenamtlichen, die gut miteinander kommunizieren, die die Stärken der anderen fördern, und die jede_r für sich die Verantwortung für die eigene Hilfe übernehmen,
  2. von Behörden und Lokal- und Landespolitiker_innen, die die Arbeit der Ehrenamtlichen gebührend schätzen und bereit sind, ihnen so gut wie nur möglich unter die Arme zu greifen,
  3. von der Konzentration auf Lösungen, nicht auf Probleme, sowie
  4. von größtmöglicher Transparenz und Offenheit unter allen Beteiligten.

Im kleinen Wandlitz am Rande Berlins ist aus diesen paar Zutaten eine Flüchtlingshilfe geworden, die sich wirksam gegen Aufmärsche von Rechtsextremen zur Wehr setzt, die Flüchtlingen bei der Integration erfolgreich zur Seite steht, und in der Ehrenamtliche nicht (mehr) wegen Überforderung oder Unstimmigkeiten untereinander aufgeben.

Es begann mit einem Redebeitrag während einer Bürger_innenversammlung. Entgegen aller Sorgen mancher Bürger_innen und Parolen von Rechtsextremen stand Mathis Oberhof auf und sprach sich offen für das geplante Flüchtlingsheim im Ort und für ein Willkommen aus. In seinem Buch „Refugees welcome!“ schreibt der Koordinator des dann entstandenen Runden Tisches, wie es weiterging.

Die Geschichte der Flüchtlingshilfe Wandlitz ist eine Geschichte, wie viele Ehrenamtliche sie gerade selbst erleben: voller Aufs und Abs, voller Enthusiasmus und enttäuschter Erwartungen, voller Ideen, Kreativität und Menschlichkeit in all ihren Facetten.

Bei allen Erfolgen spart Oberhof, der damalige Koordinator der Flüchtlingshilfe, nicht an Selbstkritik, zeigt auf, woran manches gescheitert ist. Doch er schreibt auch darüber, wie gut es klappen kann, wenn die oben genannten Faktoren zusammenkommen.

Er beschreibt, welche Auswirkungen es hatte, dass insbesondere die Politik den Runden Tisch offen unterstützte, von der Beschaffung von Transportmöglichkeiten für Sachspenden bis hin zur Mediation in Streitfällen. Er beschreibt, mit welchen kreativen Ideen die Hilfe funktionieren kann – von Willkommensbannern und -aufklebern bis hin zur SMS-Runde „Ring des Vertrauens“ für Notfälle. Und er beschreibt, wie man Rechtsextreme von Flüchtlingsheimen vertreiben kann (s. a. diesen Bericht der Deutschen Welle).

Das Buch lässt sich prima lesen, ist mit Beispielen aus der Praxis gespickt, mit Lebensgeschichten von Flüchtlingen angereichert und leitet immer wieder per QR-Codes zu Audio- oder Video-Beiträgen über die Flüchtlingshilfe Wandlitz (s. a. hier). „Refugees welcome!“ ist tatsächlich ein Mutmach-Buch – eins, das jenen, die noch unentschlossen sind, ob sie das schaffen, ob sie sich selbst engagieren sollen, viele Tipps mitgibt, damit sie es schaffen. Ein Buch, das aber auch jenen, die schon lange in der Flüchtlingshilfe tätig sind, nochmal neue Ideen für ihre Herangehensweisen geben kann.

Mathis Oberhof mit Carsten Tergast
Refugees welcome! Die Geschichte einer gelungenen Integration. So können Sie Flüchtlingen helfen
Goldmann Verlag, 2016
Taschenbuch ISBN: 978-3-442-17631-1 (€ 8,99)
eBook (epub) ISBN: 978-3-641-18997-6 (€ 7,99)

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