„Wir behelfen uns mit Deutsch, mit Englisch und oft auch ein wenig Theater. Das klappt schon“, sagt die Inhaberin eines Frisiersalons im sächsischen Dippoldiswalde. Denn sie hat einen neuen Praktikanten, Farhad S. aus Syrien, gelernter Friseur, und die Sprachschwierigkeiten sind nichts dagegen, dass ihre Kund_innen jetzt sagen: „Ich will wieder zu Ihrem syrischen Kollegen.“
Die Sächsische Zeitung berichtete im Juni 2015 von dieser Erfolgsgeschichte in einem Ort, der ein gerüttelt Maß an rechter Gegenwehr gegen die Flüchtlinge im Ort erlebt. Die Inhaberin schloss mit dem Flüchtling einen Praktikumsvertrag – laut Zeitung half ihr eine Mitarbeiterin des Landratsamtes beim Abfassen des Vertrags. Die Arbeitserlaubnis wurde auch in seinem Ausweis vermerkt, damit er bei Kontrollen keinen Ärger bekommt.
Zeugnisse oder Nachweise über seinen Berufsabschluss hatte der kurdische Syrer nicht – doch seine Arbeit überzeugte, sogar so sehr, dass er offensichtlich jetzt schon Stammkund_innen hat. Farhad S. lernt im Flüchtlingswohnheim Deutsch, und wenn es bei der Arbeit einmal hakt, versuchen sie’s mit Englisch, „ein wenig Theater“ (s. o.) oder auch mit einem Übersetzungsprogramm am Smartphone.
Ein Praktikum wie dieses kann vieles bewirken. Zum einen kommen Flüchtlinge auf diese Weise schnell mit Menschen in Kontakt, haben einen menschenwürdigeren Alltag als das monatelange aufgezwungene Nichtstun bis zur Entscheidung über ihren Aufenthalt. Und Unternehmen finden auf diese Weise vielleicht auch neue und geeignete Mitarbeiter_innen, wo es sonst an vielen Orten keine gibt. Die Inhaberin des Frisiersalons jedenfalls, so die Zeitung, „würde den Mitarbeiter auch gerne auf Dauer behalten“.