Ehrenamtliche Trauma-Therapie für Flüchtlinge in Flensburg und Lübeck

Sie helfen Menschen, die in ihrer Heimat zutiefst verletzt wurden und nun hier neuen, nämlich „Verfahrenstraumatisierungen“ ausgesetzt sind – die Trauma-Therapeut_innen. Zwei von ihnen wurden 2014 für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.

„Wir sind ja oft die Allerersten, die lieb zu diesen gestrandeten Menschen sein dürfen.“

So zitierte der Laudator eine der Preisträger_innen am Abend der Verleihung des „Leuchtturms des Nordens“, mit dem zwei Trauma-Therapeut_innen aus Lübeck und Flensburg 2014 ausgezeichnet wurden. Der Preis wird jährlich vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein an herausragend für Flüchtlinge engagierte Menschen vergeben. Der Lautator weiter:

„Diese Situationen mit den Ämtern sind ja oft das „beste Mittel, um die Traumatisierung zu festigen“ […] Diese Menschen kommen ja krank zu uns, weil sie Wohnen, Familie, Heimat und oft jedes Vertrauen in Menschen und sich selbst verloren haben. Ich brauche hier nicht auf die elenden, oft tödlichen Bedingungen an den europäischen Außengrenzen hinzuweisen. Und dann erleben sie hier von Seiten der Verwaltungen und Paragraphen wieder Bedrohung, nicht angenommen werden, misstraut zu werden. Oft lautet die Forderung der Politik an unsere Therapie: „Diese Menschen sollen nicht gesund, sondern reisefähig gemacht werden“. Eine wirkliche, d. h. dem Trauma angemessene Therapie, kann unter diesen Bedingungen oft gar nicht stattfinden.“

Die Arbeit ist nicht leicht, gerade auch, weil noch jemand Drittes als Dolmetscher_in dabei ist, was den traumatisierten Menschen das Öffnen den fremden Personen gegenüber noch weiter erschwert. Was die Therapeut_innen trägt, schildert der eine Preisträger:

„[…] wenn in einem tieftraurigen Gesicht dann ein Lächeln wächst. Diese kleinen Zeichen von Lebensfreude. Dieses einfache: „es geht mir doch besser“ nach vielen gemeinsamen Stunden.“

Es ist nicht selbstverständlich, dass sie Therapeut_innen ehrenamtlich engagieren. Aus vielen Kommunen höre ich von Ehrenamtlichen, dass es viel zu wenig, oftmals sogar gar keine Trauma-Therapie-Möglichkeit für Flüchtlinge gibt.

In Schleswig-Holstein gab es bis Ende 2014 eine zentrale Stelle, das EFF-Kooperationsprojekt, die Trauma-Therapeut_innen für Flüchtlinge vermittelt. Die Therapie, wird in diesem sehr sehenswerten Vortrag gesagt, dauere wesentlich länger als bei „normalen“ Traumata, da durch Asylverfahren und Unterbringung jene Reize wieder getriggert würden, die das ursprüngliche Trauma hervorgerufen hatten: Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein, die Tatsache, dass sie ihre Situation nicht aus eigener Kraft verändern können, dass so lange nichts voran geht. Diese lange Therapiezeit bedeute jedoch, dass die Wartezeit auf eine Traumatherapie mittlerweile (Stand: 2014) zwei Jahre betrage.

Hinzu kommt noch etwas: Es gibt 33 psychosoziale Zentren in Deutschland, die auf die Trauma-Therapie von Flüchtlingen spezialisiert sind. Ihre Arbeit, vermeldete Report Mainz im Mai 2015 steht jedoch möglicherweise vor dem Aus. Bislang wurden sie durch Gelder aus der EU und von den Landkreisen getragen. Doch nun fallen die EU-Gelder weg und sollen die Krankenkassen für die Therapien aufkommen – die aber zahlen nicht an psychosoziale Zentren, weil die keine Kassenzulassung haben.

Bis diese Frage geklärt wird, werden wohl noch Monate, wenn nicht Jahre vergehen. Traumatisierte Flüchtlinge werden jedoch weiter herkommen. Umso wichtiger ist es da, dass sich ehrenamtliche Therapeut_innen für die traumatisierten Flüchtlinge einsetzen.

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