Flüchtlinge haben kein Anrecht auf einen vom Staat finanzierten Deutschkurs, solange sie kein Bleiberecht haben. Mangelnde Sprachkenntnisse erschweren ihren Alltag jedoch erheblich. Eine Mathematikerin und Linguistin aus Bad Tölz hat da nun Abhilfe geschaffen.
Bis die Behörden über das Bleiberecht von Flüchtlingen entschieden haben, können Monate, manchmal sogar Jahre vergehen – so lange haben diese Menschen keine Chance, hier ein menschenwürdiges Leben zu führen. Denn zu einem menschenwürdigen Leben gehört nicht nur, sie einzukleiden, unterzubringen und mit Lebensmitteln zu versorgen. Es gehört auch dazu, dass sie unsere Schrift lesen und sich in diesem Land verständigen können und nicht mangels Sprachkenntnissen ausgegrenzt werden.
Waltraud Haase, Mathematikerin und Linguistin aus Bad Tölz, beschloss, dass sie etwas ändern müsse. Sie sorgte im örtlichen Jugendcafé für einen kostenlosen Zugang zu ebenfalls kostenlosen Online-Sprachkursen, die sie mit Unterstützung eines syrischen EDV-Fachmannes aufsetzte. Darüber schrieb sie mir:
Der „online-Kurs“ besteht aus einer Oberfläche von bookmarks, die Zugänge zu kostenlosen Online-Angeboten im Internet von der Alphabetisierung bis hin zum Hochschulstudium bieten. Nach den überwältigenden Zuschriften nach der Radiosendung und den Erfahrungen in der Praxis werde ich diese neu und zielorientiert (z.B. für Schulen, berufsorientiert, allgemein) ordnen und ein Handout herstellen, wie und an welcher Stelle sie zu benutzen sind. Das kann dann bei uns abgerufen werden.
Das ganze Angebot kann überall auf der ganzen Welt genutzt werden (ich habe Flüchtlinge aus Bosnien, die zurückgeschickt wurden und die weiter den Schulstoff trainieren). Die erwähnten bookmarks können im Prinzip schon von Bad Tölz aus auch an entfernten Standorten auf dortige Computer aufgespielt werden, allerdings sind wir technisch und organisatorisch noch nicht ganz dafür gerüstet.
Um fürs Erste einmal ein Gefühl für die Lernangebote zu bekommen, können Interessierte auf unserer provisorischen Website schon einige Kurse besuchen https://asylplus.de/Kurse.html. Als Systemvoraussetzung benötigen die Computer dafür ausschließlich den Browser „Firefox“ und den Adobe „Flash Player“. Beide können kostenlos im Internet geladen werden (www.mozilla.org/de/firefoxnew und https://get.adobe.com/de/flashplayer/).
Nachdem sowohl der Deutschlandfunk (DLF) als auch Bayern 5 (B5) über das Projekt berichtet haben, ist der Ansturm mit Anfragen sehr groß. Aus diesem Grund haben Waltraud Haase und ihr Mitstreiter Dr. Thomas von Rüden jetzt den Verein Asyl plus e.V. gegründet, um ihre Kapazitäten vor Ort ausbauen zu können.
Wer Interesse hat, selbst ein solches Projekt zu starten, benötigt funktionierende, nicht allzu alte (sprich: langsame) Rechner oder Laptops dort, wo Flüchtlinge sich aufhalten und die Programme nutzen können, und wo es einen guten Internetzugang gibt. Waltraud Haase bietet an, Ihnen dazu Vorschläge zu Organisation und technischen Lösungen zu geben. Sie können sie per E-Mail über die Vereinswebsite (hier) kontaktieren.
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