Als im Dezember 2014 die ersten Flüchtlinge in das brandenburgische Finsterwalde kamen, fanden sich auch hier sofort Helfer_innen, die sie unterstützen und ihnen das Ankommen erleichtern wollten. Es wurde ein Bürgernetzwerk und eine Flüchtlingsinitiative gegründet, und als sie mit gesammelten Sachspenden zum Flüchtlingsheim kamen, machte ein Helfer eine erstaunliche Beobachtung.
Blickpunkt Brandenburg zitiert ihn:
„Die Bewohner [des Flüchtlingsheims] standen zurückhaltend vor den Tischen [auf denen die Sachspenden verteilt waren]. Es war beachtlich wonach sie zuerst griffen. Nicht nach den Lebensmitteln, Kleidern, Spielzeugen. Nein, als erstes griffen sie zu den paar Blumentöpfen und Pflanzen. Daran erkennt man denke ich, woran es ihnen fehlt, neben den materiellen Dingen natürlich. Sie hätten es einfach nur gern etwas schön und wären mal wieder froh. Das ist nicht zu viel verlangt. […]
Solche Dinge sind alle nicht lebensnotwenig, das ist uns bewusst. Hierbei geht es jedoch um Hilfe und Unterstützung beim Schaffen eines würdigen und schönen Wohnumfeldes – eine Grundvoraussetzung dafür, sich in einer Gesellschaft wohl zu fühlen und sich zu integrieren. Wer den ganzen Tag damit beschäftigt ist, sein Leid und Elend erträglicher zu machen, wird kaum Kraft finden, sich irgendwo zu integrieren.“
Die Flüchtlingsinitiative „Refugees Welcome Finsterwalde“ kümmert sich jedoch nicht nur um Sachspenden. Ein Gründungsmitglied schreibt mir:
„Wir wollen das Ankommen in einer neuen Stadt erleichtern und sie in Finsterwalde WILLKOMMEN heißen. Wir wollen das gesellschaftliche Miteinander unterschiedlicher Kulturen und Religionen stärken. Uns liegt viel an der Schaffung interkultureller Begegnungsmöglichkeiten zwischen Flüchtlingen und Finsterwaldern.“
Und dieser Möglichkeiten sind heute viele, denn die Initiative hat all diese Aktionen gestartet:
- sechs Deutschkurse pro Woche und Hilfe durch Sprachpat_innen
- Hilfe beim Kennenlernen der Stadt
- Hilfe bei Behördengängen und Arztbesuchen
- Hilfe bei allen Alltagsdingen
- Willkommens- und Begegnungsfeste
- Kochnachmittage
- Mitfahrgelegenheiten.
Außerdem gibt es eine Kooperation mit der Johanniter Unfallhilfe, die ihre Teestube zur Verfügung stellt. Es gab ein Benefizkonzert von Gymnasiast_innen mit Gedicht-, Musik- und Informationsbeiträgen, bei dem über 1.000 Euro für die Flüchtlingshilfe gesammelt werden konnten. Das Diakonische Werk bietet Flüchtlingsberatungen an. Und die Spielvereinigung Finsterwalde hat Flüchtlinge in ihre Fußball-Trainings aufgenommen; sieben von ihnen spielen mittlerweile in der Männermannschaft mit.
Doch die Initiative macht noch mehr:
„Wir leisten Öffentlichkeitsarbeit, vernetzen uns mit anderen Initiativen in Südbrandenburg, organisieren öffentliche Workshops und Bildungsangebote.
Wer uns unterstützen möchte, kann gern zu uns kommen. Wir treffen uns regelmäßig in der Teestube Finsterwalde, Johanniter Unfallhilfe e.V., Langer Damm 27 in Finsterwalde.“
Eine Reportage des rbb zeigt (ab Minute 31:28) einige Einblicke in das Leben im Flüchtlingsheim Finsterwalde.